Die Entdeckung der Langsamkeit
Die Entdeckung der Langsamkeit hat sich in den letzten Jahren manifestiert. Ein altes Sprichwort sagt: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Da ist wirklich etwas Wahres dran. Aber warum finden die Menschen erst oftmals im Alter heraus, dass da etwas dran ist. Und was heißt hier Alter. Ich hab es eben mit 40 gefunden. Komisch ist, dass es sich vor allem mit dem Laufen entwickelt hat. Ich habe vor 3 Jahren begonnen, im Jahr mehrere Marathons zu laufen und das geht natürlich nicht mit einem hohen Tempo, wenn es gesund sein soll. Der Mensch ist ja zum Laufen geboren, ja voll so konstruiert, dass er besonders weit und lange laufen kann. Nur macht er es nicht. Er fährt mit dem Auto, Bus, Bahn, Fahrrad. Wer weiß was alles, nur um nicht laufen zu müssen, denn das ist ja so anstrengend. Dabei ist es so schön zu laufen, sich durch die Gegend treiben zu lassen, durch Städte und Dörfer, über Feldwege, durch Wälder und natürlich auch über Berge. Egal, wo man laufen will, man kann es einfach tun. Man braucht nicht viel dazu. Man braucht vor allem eines, den Willen es zu tun und den haben viele Menschen nicht. Egal, es geht mir jetzt darum, die Langsamkeit zu ergründen. So hatte ich mir also vorgenommen, mehrere Marathons im Jahr zu absolvieren. Dazu musste das Training umgestellt werden. Ich laufe heute lieber lange Trainingsläufe, aber dafür nicht so oft in der Woche. Und jeder Marathon ist gleichzeitig auch Training für den nächsten. Wenn man versucht, die ganze Strecke im aeroben Bereich zu laufen, kann das gelingen. Es kommt aber vor allem auf den gesamten Trainingszustand an. So habe ich mich daran gewöhnt, nicht so schnell zu laufen. Da kann dann ein Marathon auch mal über 4 Stunden dauern, dann ist es gewiss ein guter Trainingslauf gewesen. Nun hat sich die Herangehensweise auch auf mein weiteres Leben übertragen. Ich will nicht mehr alles auf einmal schaffen. Ich sage auch mal einen Termin ab oder verlege ihn nach hinten. Ich versuche den Stress aus meinem Tagesablauf zu nehmen. Ich nehme mir Zeit für mich und überdenke des Öfteren meine Abläufe. Und siehe da ich bin ruhiger geworden. Ist es nun das Alter oder nicht. Ich habe die Langsamkeit entdeckt. Ich sitze einfach so da und lasse alles auf mich wirken. Ich schaue mir an, was um mich herum geschieht. Doch bewerte ich es nicht ernsthaft. Ich lasse es einfach so sein wie es ist. Aber ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich nachdenke, ob es nun wichtig ist „dies“ zu tun oder nicht. Nun soll man auch nicht oberflächlich werden, nein. Doch darum geht es eigentlich auch nicht. Wie lange hat unsere Welt gebraucht, so zu sein, wie sie heute ist. Und wie schnell haben es die Menschen verstanden, sie zu zerstören. Doch macht sich die Welt darüber keine Gedanken. Und wenn sie die Menschen überlebt hat, und davon ist auszugehen, dann wird sie einfach alles von selbst regulieren. Es ist ihr egal, was passiert. Langsam aber stetig wird sich alles verändern, ja es verändert sich auch in jedem Moment, in dem wir leben. Atome fügen sich zu neuen Anordnungen zusammen. Wenn die Materie sich irgendwann für uns lebensfremd verändert hat, dann wird sie trotzdem weiter existieren. Egal ob das alles Millionen Jahre dauert oder nicht. Alle unsere nutzlosen Taten werden irgendwann untergehen. Was heute für so viele Menschen so wichtig ist, ist eigentlich völlig unwichtig. Das Geld, die Steuererklärung, das Auto, das Haus, Gesetze und Verordnungen. Nichts wird davon eines Tages sein. Niemand wird danach fragen, ob der eine Nachbar ein tolleres Auto hatte, als der Andere. Aber die Natur wird sein. Steine liegen schon eine Ewigkeit herum, sie haben einen anderen Zeitrhythmus. Sie existieren viele Millionen Jahre. Sie liegen einfach nur da und irgendwann liegen sie dort. Und die Menschen hasten durch den Tag, die Woche, das Jahr. Vielleicht weil sie spüren, dass sie nicht so viel Zeit haben. Doch das ist das Leben. Das habe ich alles durch die Entdeckung der Langsamkeit begriffen. Wie soll man sich aber diesem System aus Gesetzen und Verordnungen entziehen? Wie soll man die Steuern, Beiträge, Abgaben aushebeln. Nein, das geht nicht. Wir können uns nur immer wieder fragen, wie viel wir wirklich zum Leben brauchen und welche Kosten wir uns eigentlich schenken können. So können wir uns von einem Teil der Last und so auch von der Hast befreien. Wenn wir das schaffen, werden wir der Langsamkeit ein Stück näherkommen. Denn wenn das Hasten eingeschränkt wird, wird gleichzeitig ein neues Zeitfenster geöffnet, welches uns erlaubt diese neue Zeit für andere, lebenswerte Dinge zu verwenden. So finden wir den Weg zu einem neuen Leben, einen Weg zu uns selbst. Doch ist zu beobachten, dass nicht einmal Rentner Zeit haben. Auch die hasten durchs Leben. Muss das sein? Sind es vorgegebene Muster, die einfach befolgt werden müssen? Es liegt wohl eher daran, dass sich die Menschen zu wenig Gedanken darüber machen, was in dem Moment wichtig ist und was nicht. Sie sind so in ihrem Trott, dass sie gar nicht merken, dass sie damit ihre gesamte Lebenszeit verschwenden. Sie wissen gar nicht warum sie auf der Welt sind, sie meinen es nur zu wissen, und trotzdem sind sie immer im Stress. Sie laufen immer mit der Herde mit. So war es immer und so soll es sein. Menschen brauchen Veränderungen, sie müssen über ihr Leben nachdenken. Sie müssen ihr Leben in die Hand nehmen und sich nicht zu sehr von der vorgegaukelten Fernsehwelt beeinflussen lassen. Sie alle müssen die Langsamkeit entdecken und damit auch die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens unterscheiden lernen. Das wird in keiner Schule vermittelt, in keiner herkömmlichen Schule jedenfalls. Höchstens auf einer Shaolin-Mönch-Schule. Ganz entziehen können wir uns dem System nie, denn wir brauchen Nahrung, Kleidung und ein Dach über den Kopf und für diese Grundversorgung müssen wir alle etwas tun. Und trotzdem ist die Entdeckung der Langsamkeit eine tolle Sache. Sie lässt auf die Dinge des Lebens ein ganz neues Licht scheinen. Also werde ich weiterlaufen und die Langsamkeit kann auf mich wirken, viele Entdeckungen sind noch zu machen.